Geschichte der Villa Ephraim

Die Villa Ephraim blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück – geprägt von Wandel, Vielfalt und einer besonderen Atmosphäre, die man bis heute spüren kann.

Alles beginnt im Jahr 1905, als der Görlitzer Großkaufmann Martin Ephraim ein prachtvoll gelegenes Grundstück in der heutigen Goethestraße 17 erwirbt – eine Adresse, die damals wie heute zu den repräsentativen Lagen der Stadt zählt. Nur vier Jahre später, 1909, ist sein Traum Realität: Die großzügige Villa, entworfen vom angesehenen Architekten Prof. Hugo Behr, ist bezugsfertig. Die Familie Ephraim zieht ein – und mit ihr ein Stück großbürgerliches Lebensgefühl jener Zeit.

Doch das Leben ändert sich. 1920 verlässt die Familie Görlitz und zieht nach Schreiberhau. Die Villa wird fortan verpachtet – zunächst an den Fabrikanten und Heilpraktiker Gustav Huska. Schon zwei Jahre später, 1922, wechselt das Anwesen den Eigentümer: Der böhmische Kaufmann Gustav Glaser erwirbt das Haus, das fortan von mehreren Familien gleichzeitig bewohnt wird.

Dunkle Zeiten brechen an. 1945, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, wird die Villa vom 20. März bis 7. Mai Sitz des Stadtkommandanten der Wehrmacht. Kurz darauf, bis zum 30. September, wird sie von der Sowjetischen Besatzungsmacht belegt. Nach dem Krieg bleibt das Gebäude zunächst in der Hand der Erbengemeinschaft Glaser, nachdem Joseph Glaser 1950 verstorben ist.

Ein Wendepunkt kommt 1975: Die Stadt Görlitz erwirbt das Anwesen. Das kleine Nebenhaus – das ehemalige Haus des Chauffeurs, heute die Nummer 16a – geht an einen der Erben. Die Stadtverordnetenversammlung beschließt derweil, die Villa zu einer Jugendherberge umzubauen. Drei Jahre später, 1978, ziehen die ersten Jugendlichen ein. Das Haus lebt neu auf.

Es folgen bewegte und erfolgreiche Jahre. 1981 wird die Villa offiziell unter Denkmalschutz gestellt. 1987 erfährt sie besondere Anerkennung: Sie wird zur „Schönsten Jugendherberge der DDR“ gekürt – eine Auszeichnung, die ihrer besonderen Architektur und dem liebevollen Erhalt gerecht wird.

Mit der Wiedervereinigung 1990 ändern sich die Strukturen im Jugendherbergswesen schlagartig. Die Übernachtungspreise steigen über Nacht um das 36-Fache. Doch schwerer wiegt: 1994 stellen die einstigen Eigentümer einen Antrag auf Rückübertragung. Investitionen werden gestoppt, das Haus lebt im Wartestand – bis der Antrag 1996 abgewiesen wird.

Doch die Jahre fordern ihren Tribut. Die Nutzung als Jugendherberge wird unwirtschaftlich. 2010 stellt man den Betrieb ein. Die WBG Sanierungs- und Entwicklungsgesellschaft Görlitz mbH übernimmt die Führung und startet umfangreiche Sanierungsmaßnahmen.

Schon im Mai 2011 beginnt ein neues Kapitel. Das Haus wird als „Alte Herberge“ wiedereröffnet – diesmal für Übernachtungen im Low-Budget-Bereich, aber auch für Tagungen, Feiern und Veranstaltungen. Die Villa bleibt ein Ort der Begegnung.

2015 trägt sie schließlich auch offiziell ihren Ursprung im Namen: Alte Herberge „Villa Ephraim“. Und seit 2018 schließlich ganz schlicht und mit Stolz: Villa Ephraim. Ein Name, der nicht nur an die Gründung erinnert, sondern auch für die Wandlungsfähigkeit und den besonderen Charme dieses Hauses steht.

Heute heißt die Villa Ephraim Gäste aus aller Welt willkommen – mit Geschichte im Herzen und Blick in die Zukunft.